Alltagsflüstern

Wien geht spazieren.

Für jemanden wie mich, eine hochsensible Empathin, die eigentlich viel und oft und gerne zu Hause ist, ist das alles gerade ein wenig schwierig* denn mein persönliches Auftanken und Ausgleich.. der Wald, der eigentlich meistens leer ist, ist nun voll* Wien geht spazieren* Verstehe ich ja, weil normalerweise sind die alle im Kino, in Lokalen, im Theater, im Pub, auf Parties, im Fitnesscenter, im Cafehaus, am Wurstelstand und jetzt – im Wald* hmmm..* Ich vermisse meine Stille* Alle schreiben wie still es plötzlich ist.. für mich ist es laut* dort wo ich sonst alleine bin, sind jetzt viele 😘 Wien geht spazieren* Finde ich gut* nur nicht unbedingt für mich* * Heute gehe ich als es schon dunkelt eine kleine Runde durch den Park* Ich brauche Luft* Ich bin zuviel Zuhause* Arbeite zuviel Online* und meine kleine Zauberfee Ellie ist bei Oma* Wo sie 2 große Terassen hat mit Gras, und soviel Liebe* Ich vermisse beide sehr* Aber sie gehören auch zusammen* Ich bin allein, mache Fernbehandlungen, SkypeSitzungen, schreibe, meditiere, telefoniere, whatsappe mit Feunden in der ganzen Welt, betrachte da ein Foto aus NY – ein Garten voller Schnee (warum ist in den Nachrichten eigentlich dort kein Schnee zu sehen? fragt mich dann eine Freundin am Telefon), ich weine, lache, trinke Selleriesaft und tauche in die Hintergründe der ganzen traurigen Show gerade ein* (und nein, darüber schreibe ich jetzt hier auf FB nicht 😘 wichtig ist, Möglichkeiten zuzulassen und keine Meinung zu sein 

Also.. frau geht durch den Park und weicht Joggern aus die vor sich hin schnaufen* Ich biege in das kleine Wäldchen ein, – und lege mich auf den Boden. Ich brauche den Herzschlag der Erde. Sonst kann ich nicht mehr atmen. Ich brauche ihren Atem. Denn der menschlichen Welt ist in all dem geschäftigen Tun der Atem ausgegangen* Jetzt gibt es einen Namen dafür*
Und wie ich da an den Baumwurzeln liege, höre ich ein leises Schluchzen* Ich schaue mich um, es dämmert ja schon ziemlich, und sehe eine kleine alte Dame die wie versteinert an einem Baum geklammert steht und leise weint. Sie sieht mich an. Ich merke, sie hat Angst. „Ich bin weit genug entfernt von ihnen, keine Angst“ sage ich leise zu ihr, und dass ich sie verstehe, all das macht Angst was man jetzt so hört. Ich frage sie was sie braucht. Sie antwortet ganz leise, dass sie jetzt zwei Wochen nicht mehr draußen war, und dass sie ein wenig spazieren wollte, weil sie hält es gar nicht mehr aus in ihrer kleinen Wohnung, sie kann den Himmel nicht gut sehen, und die Vögel, und jetzt sind plötzlich doch so viele Menschen im Park, und sie traut sich nicht mehr nach Hause gehen. Mir steigen die Tränen hoch. Was tun wir hier alle bloß? 

<3 Ich rede eine Weile mit ihr, und als sie aufhört zu weinen, mache ich ihr den Vorschlag einen Meter vor ihr zu gehen, um wie ein Schutzschild für sie zu sein. Sie nickt, und los geht es.. Ich voran, mit den Armen links und rechts ausgebreitet wedelnd, sie einen guten Meter hinter mir. Alle weichen sehr großräumig aus. So bringe ich sie zu ihrem Wohnblock und stelle mich zwei Meter daneben. Ich tippe ihre Telfonnummer in mein Handy und verspreche mich zu melden, damit sie meine Nummer hat. Sie bedankt sich winkend und lächelt als sie hinter der Türe verschwindet.
und ich, beim Nachhause gehen.. heule wie ein Kind, dem man erklärt hat, die Welt geht zwar noch nicht unter, aber alle glauben es..* 

<3 Wir verstecken uns vor einem winzigen Monster, dessen unbeobachtete Schattenspiele dahinter uns alle mehr kosten werden als sein eigener grimmiger Auftritt, den wir täglich beklatschen und lauthals bekämpfen, weil wir es vielleicht noch immer nicht verstanden haben, dass mit einem Krieg noch niemals jemand gewonnen hat ohne selbst zu verlieren.